Präventionsprojekt der Bürgerstiftung: „Wilde Bühne“ macht Schüler zu Schauspielern

Alternatives Ende: Der Achtklässler Julian darf das Stück nach eigenen Vorstellungen weiterführen.

Um Selbstbewusstsein, Stärke und Sucht geht es in den Theaterstücken der „Wilden Bühne“. Im Rahmen des Präventionsprojekts von Polizei und Bürgerstiftung sahen dieser Tage rund 200 Schülerinnen und Schüler die Akteure – und durften sogar in die Handlung eingreifen. 

Bernd liebt Franziska. Und Franziska liebt Bernd. Alles in Ordnung also. Und nach dem ersten Telefonat schweben beide auf rosa Wolken. Wenn da nur Franziskas Freundinnen nicht wären. Die finden Bernd nämlich eklig. Worauf Franziska Bernd verleugnet. Und der sich schmollend zurückzieht. Ein Fall für den Frust-Suff.

Wirklich? Könnte Bernd die Situation nicht auch retten? Oder vielleicht Franziska? Diese Frage müssen bei der Aufführung der „Wilden Bühne“ die Zuschauer selber beantworten. Denn die Veranstaltungen der Stuttgarter Theatergruppe sind mehr als nur Unterhaltung: Sie wollen ihr junge Publikum auch zum Nachdenken anregen. Über Themen wie Einsamkeit und Mobbing, Sucht und Alkohol, Erpressen und Verpetzen. Dabei greifen sie die Idee des Forumstheaters auf - eine in den 1960er-Jahren in Brasilien entwickelten Theaterform, bei der das Publikum selber in die Handlung eingreifen darf. Schließlich gibt es immer mehrere Möglichkeiten.

Bei der Aufführung in der IKG-Aula wird dann auch der Achtklässler Julian zum Bernd – und zeigt, dass man auf Bloßstellungen auch souverän und selbstbewusst reagieren kann. Kurz darauf wird Julians Klassenkameraden Kathrina zur Franziska – und steht jetzt zu Bernd.

Die alternativen Handlungsabläufe zeigen alle eines: Mit Selbstbewusstsein und Stärke kann man Situationen retten. Und dies ist auch der Schlüssel bei der Präventionsarbeit, in deren Rahmen die Polizei und die Bürgerstiftung die Aufführungen organisiert haben: Jugendliche sollen erst gar nicht in die Situation gebracht werden, ihre Rettung im Rausch zu suchen.

Für die gesammelten Achtklässler von IKG und OHG war es ein beeindruckendes Theatererlebnis – nicht zuletzt auch wegen der Vorgeschichte der Akteure: Die Mitglieder der „Wilden Bühne“ haben nämlich alle selber eine Suchtkarriere hinter sich – und stehen heute selbstbewusst zu ihrer Vergangenheit.